Menü öffnenschließen
Du bist gerade hier:
Lesedauer: 8 min 14.02.2023

Umbruch, Anbruch, Aufbruch.

Wie finden wir das Positive in der Veränderung?

Wir sind von Umbrüchen umgeben – ob wir wollen oder nicht. Diese Umbrüche erscheinen uns oft holprig, manchmal unerwartet, beängstigend, aber vor allem eines: unbeeinflussbar. Wir erkennen nicht sofort, was dahinter schimmern mag, wenn etwas Altes aufbricht. Denn zunächst ist der Bruch des Alten für uns beängstigender als die unendliche Palette an Möglichkeiten, die sich aus dem Aufbruch ergeben könnte. Im Angesicht unserer gesellschaftlichen Umbrüche und Aufbrüche, Krisen, Neuanfänge und Möglichkeiten, Potentiale und Herausforderungen wollen wir mit Kreativem Unternehmertum im Jahr 2023 unternehmerisch erforschen, was es bedeutet, Umbrüche zu Aufbrüchen zu gestalten.

Wir fragen uns also: Wie gelingt es, das Vergangene, Gewohnte so aufzubrechen, dass etwas Neues anbrechen darf? Wie gestalten wir diese beängstigenden, wunderschönen, kraftvollen Brüche, die uns umgeben und bevorstehen und begleiten, so dass sie zu Aufbrüchen werden und nicht zu Abbrüchen? Was müssen wir geben, um Mensch, Markt und Gesellschaft durch diese Umbrüche mehr in Resonanz zueinander zu bringen? Vor uns liegt eine unternehmerische Reise, die uns vielleicht nicht immer die Antworten bringen mag, die wir uns zu finden erhoffen, sondern die viel mehr die Absicht hat, uns in Bewegung zu bringen und in Resonanz zu der Veränderung. So, dass wir beginnen die Umbrüche als die Chancen zu begreifen, die sie sind, um die Zukunft so zu gestalten, dass wir wirklich in ihr leben und wirken wollen.

„Man kann die Dinge erkennen, indem man sie verändert." Bertolt Brecht

Ein Bruch hat wohl für Viele etwas beängstigendes an sich: Etwas zerbricht, geht kaputt, veränderte seine Forme, seine Funktion. Ein Bruch wird mit dem Endlichen assoziiert. Und versucht man das Alte, das in seiner ursprünglichen Form verloren gegangene dann wieder zusammenzukleben, bleibt unwiderruflich ein Riss in der Oberfläche der altbekannten Form zurück. Brüche werden vom Menschen mit Verlust assoziiert – mit dem Verlust des Altbekannten. Und mag das Altbekannte noch nicht einmal besonders geliebt oder geschätzt vom Menschen sein, meistens ist es ihm trotzdem lieber als das Ungewisse.

Veränderungen und Brüche können so Unbehagen erregen, beängstigen. Und diese Angst schafft Dissoziation, Erstarren, Entfremdung. Menschen empfinden Zeiten des Umbruchs als Zeiten des Kontrollverlustes, in denen sie ihre Bedürfnisse nicht erfüllen können, in denen die Zukunft ungewiss ist und in denen sie lieber reglos bleiben als das Falsche zu tun. Das Altbekannte endet und das, was folgt, scheint fremd und unbestimmbar.

Dabei sind es genau diese Zeiten, in denen sich so viel entscheidet, wie sonst nie. Es sind diese Zeiten, die Menschen und Gesellschaften die Chance bieten, ihre eigene Zukunft zu beeinflussen und Gemeinschaften zu formen, in denen Menschen ihre wirklichen Potentiale entfalten können. Gemeinschaften, in denen Umbrüche stattfinden können und dürfen, weil Menschen lernen, diese mitzugestalten. Denn wenn Umbrüche als Übergänge betrachtet werden, als Wandlungsprozesse und nicht als das Zerbrechen des Alten, werden sie plötzlich formbar, weich, menschlich, hoffnungsvoll. Denn: nach jedem Umbruch - mag er auch kurzzeitig wie ein Abbruch wirken, muss der Anbruch von etwas Neuem folgen.

Doch versucht man etwas zerbrochenes in seiner alten Form wieder zusammenzukleben, wird unweigerlich eine Spur dieses Bruches zurückbleiben. Ein Riss im Material, der uns stets daran erinnert, wie es einst war und dass es nie wieder so sein wird. Nutzen wir aber unsere Kreativität und Gestaltungskraft, nehmen wir das, was wirklich in uns ist, um uns der Veränderung anzunehmen, können wir die Produkte des Umbruches so zusammenbringen, dass keine Risse zurückbleiben, sondern neue, bisher unerkannte Formen daraus entstehen. Schaffen wir das, bricht ein neuer Zustand an.

Wir befinden uns in einer Situation, in der wir von Brüchen umgeben werden. Dass sie geschehen können wir in vielen Fällen nicht beeinflussen. Auch bringt es uns nicht weiter, mit altbekannten Werkzeugen, neue Formen zu bearbeiten – ganz im Gegenteil nehmen wir dadurch nur noch mehr Distanz zu dem Neuen ein. Nehmen wir uns des Neuen allerdings wirklich an, machen wir das Material weich und geschmeidig mit der Wärme unserer Hände und geben ihm so etwas des in uns Schlummernden, können wir es formen, gestalten.

Wie wollen wir also in Zukunft wirken? Wie wollen wir arbeiten? Und welche Rolle spielen nun diese Umbrüche für das Unternehmertum und welche Rolle kann dieses in den Anbrüchen und Aufbrüchen einnehmen? Dieser aktuelle Umbruch kann uns vielleicht die Möglichkeit bieten, dieses neue Werkzeug im gesellschaftlichen Wandel für uns zu entdecken: Die Transformation der Arbeit, die Entdeckung und Entfaltung der Potentiale durch eine neue Form des Unternehmertums kann eine Brücke schlagen zwischen Mensch, Markt und Gesellschaft. So lernen wir, keinen Abstand zu den Umbrüchen zu nehmen, sondern in Resonanz zu ihnen zu treten, uns ihnen anzunehmen.

Kreatives Unternehmertum möchte diese neue Form des gesellschaftswirksamen Unternehmertums in die Welt bringen. Und auch für uns bricht etwas Neues an: Denn im kommenden Jahr wollen wir teils in gewohnter Manier, teils in ganz neuem Gewand gemeinschaftlich Unternehmertum weiterentwickeln: Weil wir fest daran glauben, dass eine Welt, in der Mensch, Markt und Gesellschaft im Einklang miteinander sind, eine Welt ist, in der Menschen Umbrüche zu lieben lernen. Im nächsten Jahr wollen wir noch ganzheitlicher Gründer:innen dabei begleiten ihre unternehmerischen Projekte weiterzuentwickeln. Wir wollen auf unserem KU Campus Menschen für Gesellschaftsgestaltertum begeistern, sie mitreißen, selbst das zu erkunden, was sie einbringen wollen, und sie ermutigen, durch den Umbrüchen die Aufbrüche zu erkunden, zu gestalten.

Vivian Dünwald
→ Details

Vivian Dünwald

KU Kommunikation & Magazin

Getrieben von einer tiefen Neugierde, Beziehungen und Zusammen­hänge zu erkunden studiert Vivian an der Zeppelin Universität Soziologie, Politik und Wirtschaft. Als Nordlicht am Bodensee zieht sie besonders viel Kraft aus Begegnungen mit Menschen und Natur in diesem besonderen Umfeld. Ein verstärktes inhalt­liches Anliegen ist für sie die Beschäftigung mit gesellschafts­politischen Fragen sowie Chancen­gleichheit jeglicher Form. Der Diskurs und die Auseinander­setzung, die Reibung und der Austausch stellen für sie den Weg dar, um gemein­schaftlich Gesell­schaft zu gestalten.

Kontakt aufnehmen