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Für mehr Schönheit überall

House of Beautiful Business - Retrospektive

Leonie Novotny bewegte sich als Vertreterin von KU Anfang November als Flaneurin durch die Räume des House of Beautiful Business (HoBB) in Lissabon. Ausgetragen wurde in den Räumen des „House“ in diesem Jahr ein Battle for Beautiful Business, ein Kampf für die Schönheit unternehmerischen Handelns. Inhaltlich kuratiert mit dem Anliegen, in unseren kämpferischen Zeiten unser Menschsein als ein Gemeinsames, alle gleichsam verbindendes, wahrzunehmen und unsere Gesellschaft durch SCHÖNHEIT zum Positiven hin zu gestalten. Leise Utopie oder zukunftsfähiger Handlungsimpuls? Wo schafft Unternehmertum Schönheit? Und wie kämpfen wir sinnvoll für ein schönes unternehmerisches Handeln? Eine Retrospektive.

Keine klassische Konferenz ist es, die Menschen aus aller Welt zusammenführt. Als interdisziplinärer Think Tank versteht sich das House of Beautiful Business als ein Ort der Begegnung. Als ein Nährboden, in dem erste Begegnungen ihre Wurzeln schlagen und auch über die Veranstaltung hinaus weiter (zusammen-)wachsen, Knospen entfalten und als neue Projekte aufblühen sollen. Wir nehmen fünf Tage lang wahr und machen das „House“ zu unserem. Finden durch Eingangstüren, sehen durch Fenster, gehen von Zimmer zu Zimmer, bewegen uns durch Korridore und entlang diverser Treppengeländer. Dabei hinterlassen wir Spuren. Wie erschaffen wir Schönheit?

Vielfältigkeit. Diese ist auf den ersten Blick omnipräsent. Und zwischen Workshops, Lesungen, Vorträgen und Experimenten liegt es an den Teilnehmer:innen selbst, Entscheidungen zu treffen. So sind sie diejenigen, die ihr individuelles House of Beautiful Business bauen und gestalten – und ergänzen dieses in Gesprächen und zufälligen Begegnungen um neue Räume. Es geht nicht unbedingt darum, nur etwas aus den Impulsen zu ziehen. Vielmehr stellt sich die Frage, was jede:r Einzelne beitragen kann. Welche Samen sähst Du auf dem Nährboden des schönen unternehmerischen Handelns? Auf dem Nährboden, der vom HoBB gestellt und gepflegt wird – und dabei des aktiven Tuns eines/einer jeden Einzelnen bedarf. Es gilt für jede:n, die Seele des Hauses mitzugestalten, sie am Leben zu erhalten.

Zwischen zunehmender Automatisierung und der Übernahme vieles unternehmerischen Handelns durch künstliche Intelligenz macht dabei das MENSCHliche den WESENtlichen Unterschied. Ein Unterschied, der der Schönheit innewohnt. Die Impulsgeber:innen des HoBB tragen dazu bei. Die Teilnehmenr:innen in gleichem Maße. Eine Sammlung des Besonderen. Ein Aufeinandertreffen schöner Perspektiven. Verbunden wie ein Mosaik, das zahlreiche Wände Lissabons schmückt. Wie viele Gegensätze begegnen sich? Entsteht ein Raum für den Kampf?

Wir beginnen mit Improvisation. Christopher Heimann, Gründer und Geschäftsführer von 'Spacecraft', glaubt an das Jetzt, die Spontaneität und den richtigen Handlungsimpuls im Überraschungsmoment – außerhalb unseres gewohnten Handlungsspektrums. Denn so wie heute unser Tun, unser LEBENsweg zunehmend bis hin zur Perfektion geplant, strukturiert und funktionalisiert ist, sollten wir nicht vergessen zu LEBEN. Er plädiert dafür – achtungsvoll dem Unbekannten gegenüber – mutig zu sein und die Dinge zu tun, die Mut fordern. Wichtig ist es nicht, interessant zu sein, sondern interessiert zu bleiben.

Anja Melander, Head of Culture an der ‘Stockholm School of Entrepreneurship’, fordert eine “Anti-Disciplinary Revolution”. In der Evolution von Kollaboration brauche es eine neue Wahrnehmung transzendenter Disziplinen. Eine Verschiebung des Strebens nach Einzigartigkeit, Autonomie und Selbstwertsteigerung hin zu einem kollaborativen Handeln in den Zwischenräumen. Von innen heraus. Um so gemeinsam – mit der Vielfältigkeit an Perspektiven im Sinn – Gesellschaft zu gestalten.

Von der Wirkungskraft des Kollaborativen, davon sind auch Lucie Beudet und David Creuzeot, die beiden Gründer:innen des französischen Medienunternehmens 'Konbini', fest überzeugt. Ihr Ausgangspunkt ist dabei der Journalismus. Für diesen gehe es im Kampf um Glaubhaftigkeit heute darum, in Zusammenarbeit mit Experten Inhalte zu kreieren, die konkrete Lösungsansätze bieten – und diese entsprechend der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mehr denn je sei es wichtig, nicht nur zu berichten, sondern darüber hinaus auch unterstützend zu handeln. Schon vor den Fakten zu denken. Und durch ein aktives, lösungsorientiertes Erzählen wahrer Geschichten in die Gesellschaft hineinzuwirken.

Wie wir dafür einen guten Ort finden, dazu forscht Marcel Kampman, Gründer von 'Happykamping' und Initiator des 'Happyplaces Project'. Prämisse dafür sei ein ständiges Bewusstsein für den Sinnzusammenhang. Orangene Warnwesten tragend spazieren die Teilnehmer:innen seines Workshops durch Lissabons Straßen und stellen sich gegenseitig drei Fragen. 1: Wie kreierst Du Raum für Dich? 2: Wie kreierst Du Raum in zwischenmenschlichen Beziehungen? 3: Was tust Du, um für Andere Raum zu kreieren?

Viele Perspektiven. Alle weisen sie in eine Richtung. Worin also liegt der Kampf um die Schönheit? Eine Performance veranschaulicht das unvermeidliche Kräftemessen zwischen Kapitalismus und dem (Über-)Leben unserer Erde. Wir sehen Menschen als Täter:in und Opfer. Eine Lösung bleibt aus. Gedacht und Gefühlt wird dafür seitens der Zuschauer:innen umso mehr – in alle Richtungen. Vielleicht geht es um einen inneren Kampf – einen, den jeder mit sich selbst auszutragen hat.

Dem inhaltlichen „Kampf um ein schönes Wirtschaften“ auf den Bühnen fehlten zumindest die Gegenperspektiven, um wahrhaftige Gefechte zu entfachten. Waren es intellektuelle Grenzen, die gewisse Inhalte und Themen zurückhielten? Inhalte, die zu viele der Anwesenden gar nicht hören wollten? Einseitig-vielfältig und daher vielleicht auch einseitig-schön – das war das diesjährige HoBB im Résumé aus KU-Perspektive. Um die Schönheit jedoch tatsächlich in die Welt zu tragen, bedarf es mehr gegensätzlicher Perspektiven, die in ihrer Verbindung im Zwischen Schönheit entfalten können. Und wir machen einen Anfang – schließlich hat jede:r Einzelne etwas dazu beizutragen.

Sicher ist: Beautiful Business ist kein Oxymoron, sondern vielmehr eine stimmige Alliteration. Schönheit und Business finden im Menschlichen zusammen. Und dabei ist es die Schönheit, die uns verbindet und einander begegnen lässt. Im gemeinsamen unternehmerischen Handeln, im Business, können wir Schönheit gestalten, greifbar und auch für andere erlebbar machen. Dabei gilt: Du selbst entscheidest, wie und ob Du Schönheit wahrNIMMST. Die Wahrnehmung liegt schließlich im Auge des/der Betrachter:in. Schönheit ist wichtig. Schönheit wirkt. So wie alles um uns herum gestaltet ist und wir selbst gestalten, geht es darum, das, was in unserer eigenen Kraft liegt, SCHÖN zu gestalten.

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