Wenn alle weniger arbeiten würden, könnte Arbeit ganz neu definiert und viel besser verteilt werden. Sinnvolle und wertvolle, aber unbezahlte gesellschaftliche Tätigkeiten könnten dann endlich gewürdigt werden. Damit wäre ein radikaler Kulturwandel verbunden, der mit der zeitlichen und symbolischen Vorherrschaft von Lohnarbeit bricht.
Die Einsparung menschlicher Arbeit im Zuge technischer Produktivkraftentwicklung ist eine gesellschaftliche Schicksalsfrage. Bereits in den frühen 1980er Jahren gründete angesichts bevorstehender Massenentlassungen in der amerikanischen Automobilindustrie Frihtjof Bergmann in Flint das erste Zentrum für Neue Arbeit.
Der Vorschlag von „New Work – New Culture“ ist einfach und gilt noch immer: Anstatt die eine Hälfte der Arbeitskräfte in die Arbeitslosigkeit zu schicken und die andere in Überstunden, geht es um einen New Deal: ein vertikaler anstatt ein horizontaler Schnitt in der Erwerbsbevölkerung. Alle Beschäftigten sollen nur noch maximal die Hälfte der Zeit arbeiten, und in der anderen ihre Talente in autonomen Zentren für Neue Arbeit und verschiedenen Formen der Eigenarbeit produktiv machen. Damit ist ein radikaler gesellschaftlicher Kulturwandel in der Definition des Wertes von Arbeit verbunden, der mit der zeitlichen und symbolischen Vorherrschaft von Lohnarbeit bricht – aber auch mit der staatlichen Logik von Arbeitsbeschaffung und Arbeitsverwaltung.
Die gesellschaftsgestaltende Bedeutung von familiärer, sozialer und kultureller Arbeit, insgesamt von selbst verantworteter und selbst organisierter Eigenarbeit wird damit prinzipiell anerkannt, und tritt aus dem Schatten der Lohnarbeit heraus.
Das Forschungsprojekt fragte in Form von mehreren Dialogformaten nach generellen Ideen und Visionen in dieser Richtung, und nach konkreten Handlungsmodellen und Beispielen für eine postindustrielle urbane Zukunft in verschiedenen Bereichen (Ökonomie, Kultur, Sozialbereich, Stadtentwicklung, usw.).
Christian Weiß (1979) ist Konzept- & Aktionskünstler und zählt aktuell das „Quelle-Scholarship Programme“ zu seinen Projekten. In seinem Studium der Bildenden Kunst an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg legte er seinen Schwerpunkt auf Konzeptkunst und Kunst im öffentlichen Raum. In seinem daran anschließenden Diplom widmete er sich speziell der Forschung an Grenzen von öffentlichem zu privatem Raum. Seit 2012 ist er als freischaffender Künstler tätig und gestaltet international Einzel- & Gruppenausstellungen als auch Projekte. Einige seiner Werke wurden bereits mit wertschätzenden Preisen ausgezeichnet.
Maria Trunk (1984) ist Fachjournalistin und aktiv im Vorstand des Projektes heizhaus sowie des gemeinnützigen Vereins Quellkollektiv tätig. Kern ihrer Arbeit sind Text, Konzept und Studie. Ihr Fokus liegt dabei auf Bau-,Erinnerungs- und Protestkultur und bewegst sich an den Schnittstellen zwischen Forschung, Administrativen, Kunst- & Kulturschaffenden und der Zivilgesellschaft. Ihr Magister umfasst Japanologie, Biologie und Journalistik. Darauf basiert die Transnationalität, Transversalität und Interdisziplinarität ihrer Arbeit. Meist ist sie eingebunden in PR, Koordination und Kuration partizipativer stadtplanerischer Projekte. Im Institut für Angewandte Heterotopie trägt sie die Rolle der Projektkoordination und gestaltete die Umsetzung der internationalen Konferenz „Beware,Utopia!“ der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
PD Dr. phil. Michael Hirsch (1966) ist Philosoph, Politikwissenschaftler und Kulturtheoretiker. Er lehrt an der Universität Siegen und lebt als freier Autor in München. 1997 war er Teilnehmer der documenta 10 als Mitglied der „Jackson Pollock Bar“ (Theorie-Installationen). Michael Hirsch arbeitet regelmäßig für Rundfunk, Zeitungen und Zeitschriften.
Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählen: Es gibt ein richtiges Leben im falschen. Philosophische Aphorismen (2018, im Erscheinen); Die Überwindung der Arbeitsgesellschaft. Eine politische Philosophie der Arbeit (2016, Neuauflage geplant für 2018); Logik der Unterscheidung. 10 Thesen zu Kunst und Politik (2015); Warum wir eine andere Gesellschaft brauchen! (2013); Die zwei Seiten der Entpolitisierung. Zur politischen Theorie der Gegenwart (2007); Adorno. Die Möglichkeit des Unmöglichen (herausgegeben mit dem Frankfurter Kunstverein, 2003)
Der Pädagoge, Betriebswirt, Coach und Geschäftsführer begleitet Menschen und Organisationen auf dem Weg der Veränderung. Seit Mitte der 90er Jahre kümmert er sich um Belegschaften, die sich Neuem zuwenden sollen. Am Hochofen der Interessenausgleiche, Sozialpläne und Transformationszenarien unterstützt Stefan Detzel Regelwerke, die wirken sollen, deren Grenzen ihm aber zunehmend Sorge bereiten: Wie sieht die Zukunft aus derer, die auf sich gestellt sein werden? Wer kümmert sich um die, die sich lange nicht um sich gekümmert haben? Was kann man Menschen, die auch Mitarbeiter sind, zumuten? Wie kann gemeinsam Arbeit und Gesellschaft selbstbestimmt gestaltet werden?
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